Die 50er Jahre – Teil 2

Das Protokoll der 33. Vorstandssitzung vom 24. Februar 1958 offenbart die Krise in der Geschichte des Jugendwohnheims. Nur noch 44 Plätze waren in diesem Februar belegt, ab dem 1. März würden es vorhersehbar nur noch 36 Plätze sein. Als Gründe dafür wurde der Drang „weg von der Kleinstadt und hin zur Großstadt“ angegeben.

Protokollseite

Aus dem Protokoll der Vorstands-Sitzungen

Der weitere Grund für das Absinken der Heimbelegung mag aus heutiger Sicht erstaunlich erscheinen: trotz Wirtschaftswunder beklagte die heimische Industrie eine „schwierige Wirtschaftslage“. Dülkener Betriebe meldeten Kurzarbeit und engagierten lieber stadtinterne Arbeitssuchende.

Als Lösung der Probleme beschloss der Vorstand, zusätzlich im Bodelschwinghhaus ein Schülerheim für spätrückgeführte jugendliche Volksdeutsche, die die deutsche Sprache erlernen wollten, einzurichten.

Wenn das zuständige Landesarbeitsamt und das Sozialministerium diesem Vorschlag nicht zustimmen sollten, müsste der Seitenflügel geschlossen werden. Die dort untergebrachten Bewohner sollten dann auf die leeren Plätze im Hauptgebäude verteilt werden.

Im Frühjahr des Jahres 1958 wurde eine sogenannte Förderklasse mit bis zu 25 erwachsenen Schülern erwähnt, die vornehmlich aus den östlich der Oder-Neiße gelegenen Gebieten stammten.

Diese Förderschulinternatsplätze retteten vorübergehend die Existenz des Jugendwohnheims. Zwei vollbeschäftigte Lehrer betreuten die jungen Männer. Zu einer wegweisenden Vorstandssitzung kam es am 07. Januar 1959. Da es absehbar blieb, dass das Jugendwohnheim trotz Förderklasse unterbelegt sein würde, wurde nach einer dauerhaften Lösung gesucht. Außer Frage stand, dass das Heim weiterhin diakonischen Zwecken erhalten bleiben sollte.

Zum ersten Mal kommt ein „evangelisch geleitetes Altenheim“ in den Überlegungen vor.

In der darauffolgenden 40. Vorstandssitzung vom 30. Januar 1959 musste ein tragischer Zwischenfall besprochen werden: am Abend des 21. Januar kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen zwei Heimbewohnern. Ein Jugendlicher wurde dabei durch einen Messerstich tödlich verletzt. Am 16. August 1959 wurde der Gemeinschafts-Freizeitraum für die Heim- und Gemeindejugend der Öffentlichkeit übergeben. Die Benutzung wurde in einem speziellen Belegungsplan geregelt.

Das kleine separate Gebäude, das als Spiel- und Sportraum gedacht war, erhielt den Namen „Kagawa-Haus“. Mit dieser Namensgebung wurde der japanische Sozialreformer, Theologe und Schriftsteller Toyohiko Kagawa (1888 – 1960) geehrt.

Im November 1959 wurde mit dem März 1960 erstmals ein konkretes Auflösungsdatum des Jugendwohnheims in Aussicht gestellt. Außerdem sollten erste Vorentwürfe für den Umbau in ein Altenwohnheim entstehen. Bereits in der 46. Vorstandssitzung vom 28. Dezember 1959 erläuterten mehrere Architekten ihre jeweiligen Entwürfe.

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